Die Car-Software-Industrie hat ein „brutales Disruptionspotenzial“. Davon ist Michael Römer, Partner & Managing Director von Kearney sowie Gründer von BinaryCore, überzeugt. Gerade deutsche OEMs müssten sich daher radikal verändern. „Die Software definiert das Produkt. Über 80 Prozent der Innovationen im Auto werden dadurch ermöglicht. Und künftig wird die Hälfte der Entwicklungskosten auf die Software entfallen“, verdeutlicht Römer.
Warum neue Player die Nase vorn haben
Mit Blick auf explodierende Code-Zeilen zeige sich, dass sich die Komplexität massiv erhöhe und damit die Notwendigkeit, diese zu managen. Stichwort: Qualität. Römer macht sich keine Illusionen darüber, dass gewissermaßen „softwaredefinierte Rückrufe“ deutlich zunehmen werden. Herausforderung ist folglich, dass OEMs in der Lage sind, Bugs rasch zu reparieren.
Auch das ein Punkt, an dem „New Challenger-OEMs“ wie BYD, Lucid, Rivian und Tesla die Nase vorn haben. Während klassische OEMs monatliche Softwaretestungen machen, sind bei den Newcomern tägliche Überprüfungen üblich; die Besten schaffen sogar zwei Full-Vehicle-Tests jeden Tag. Während etablierte Hersteller für die Entwicklung einer Software-Plattform rund sechs Milliarden Euros investieren, kommen New Challenger mit einer Milliarde aus.
Für Römer ein weiterer sehr wichtiger Punkt: die Kultur. Während Softwareentwickler in klassischen Strukturen Freiheitsgrade von allenfalls 20 bis 30 Prozent zugestanden würden, sind die agilen Teams bei Unternehmen wie Tesla mit 80 bis 100 Prozent unterwegs. Das sorgt für Kreativität, Schnelligkeit und Arbeitgeberattraktivität, die angesichts eines leergefegten Arbeitsmarktes immer wichtiger wird. Und wo Softwareentwickler fehlen, wird Automatisierung im Software-Engineering und Testing immer wichtiger. Auch das ein Thema, das von den automobilen Neulingen viel besser beherrscht wird.
Was deutsche OEMs lernen müssen
Römers Appell: „Software muss als Geschäftsmodell betrachtet werden. Es braucht Car-Software-Management-Systeme, etwa für klare Prozesse zur Produktstrategie, Softwareentwicklung und Partnerintegration.“ Allerdings sei davon heute bei OEMs nicht viel zu sehen.
Wie auch von dem fast schon sprichwörtlichen Tesla-Spirit. Wenn OEMs ihre Performance erhöhen möchten, führt kaum ein Weg daran vorbei, davon zu lernen. Das meinen Felix Kreichgauer, Partner & Managing Director bei Kearney und Sebastian Werner, Head of Software Engineering bei BinaryCore. „Bei Tesla wird das Auto von der Software hergedacht“, betont Kreichgauer. Und die wird bei den Kaliforniern selbst entwickelt.
Agiler und kollaborativer werden
„Die Branche kann von Tesla in Sachen Mindset und Risikofreudigkeit lernen“, ergänzt Werner. Manch einem mag das zu riskant sein. Kreichgauer sieht das nicht so und empfiehlt von der „Fail fast, repair fast“-Kultur zu lernen. Demnach dürfen Fehler passieren, solange sie schnell behoben werden. Und dafür benötige es eine gute Over-the-Air-Infrastruktur, so dass Hot-Fixes binnen 24 Stunden aufgespielt werden können. Zur Frage, ob Betriebssysteme nun selbst entwickelt oder eingekauft werden sollten, sagt Werner: „Dem Kunden ist es egal, wo das Betriebssystem herkommt, Hauptsache, es funktioniert.“
Allerdings, da sind sich beide Experten einig, sollte sich in dieser Hinsicht die deutsche Autoindustrie nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Höchste Zeit, die Hausaufgaben zu machen: Eigenleistung hochfahren, Hard- und Softwareentwicklung eng verzahnen, agile Arbeitskultur schaffen, mehr auf Partnerschaften setzen, Komplexität in Organisation, Produkt und Toolchain reduzieren.
Download des Abstracts "Excellence in end-to-end automotive software development"
Die Managementberatung Kearney stellt in diesem Abstract in aller Kürze dar, wie Autobauer ihre Entwicklung in Zukunft aufstellen müssen, um von der wachsenden Bedeutung von Sofware zu profitieren.
Das Abstract beinhaltet aufwendig recherchierte Fachinformationen und wird Ihnen von unserem Partner Kearney zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug möchten wir Sie bitten, sich kurz zu registrieren. Bitte verwenden Sie Ihre geschäftliche E-Mail-Adresse. Im Anschluss erhalten Sie den Link zum Download des Abstracts. Vielen Dank!
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