Technik in einem Auto | Visualisierung

Autos stecken voller Software. Ein großer Teil ihrer Entwicklung kann durch Open Source beschleunigt werden. (Bild: Adobe Stock / Blue Planet Studio)

Software bildet das Herzstück künftiger Fahrzeuge. Ihre Bedeutung für die die Mobilität der Zukunft ist elementar. Ihre Entwicklung kann durch die Nutzung von Open Source deutlich beschleunigt und verbessert werden. All das ist längst Konsens. Trotzdem gibt es noch immer viele verschiedene Herangehensweisen bei der Entwicklung. "Es gibt ganz viele Standards und jeder kocht sein eigenes Süppchen", fasst Max Senges, Leiter der Programmierhochschule 42 Wolfsburg, das aktuelle Dilemma zusammen. Die Branche hat jedoch erkannt, wie wichtig Kollaborationen und die Nutzung von Open Source sind, um schneller, effektiver und günstiger entwickeln zu können – und vor allem, um künftig interoperable Systeme anbieten zu können. Um die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit zu erleichtern, haben sich einige Initiativen gegründet. Wer dahinter steckt und was deren Ziele sind, fassen wir hier zusammen.

Was bedeutet Open Source?

Open-Source-Software ist Software, deren Quellcode öffentlich zugänglich ist und von einer Community von Entwicklern gemeinsam genutzt, verbessert und erweitert werden kann. Der Begriff Open Source bezieht sich auf die offene Verfügbarkeit des Quellcodes und die Möglichkeit, diesen frei zu nutzen, zu verändern und zu verteilen.

Wichtige Initiativen zur Standardisierung in der Autoindustrie

Automotive Grade Linux (AGL) wurde 2012 von der Linux Foundation ins Leben gerufen. Seitdem arbeiten Automobilhersteller, Zulieferer, Entwickler und andere Mitglieder der AGL-Community zusammen, um eine gemeinsame Open-Source-Plattform für die Automobilindustrie zu schaffen. Diese Plattform soll es den Herstellern ermöglichen, sicherheitskritische Funktionen wie Infotainment, Navigation, Klimatisierung und Fahrerassistenzsysteme schneller und kostengünstiger in ihre Fahrzeuge zu integrieren. Einige der bekanntesten Mitglieder von AGL sind Toyota, Honda, Mazda, Nissan, Ford, Mercedes-Benz, Audi, Intel, LG, Panasonic und Qualcomm. Durch die Zusammenarbeit innerhalb der AGL-Community soll eine standardisierte und robuste Softwareplattform entstehen, die auf den Bedürfnissen der Automobilindustrie basiert.

Autosar (Automotive Open System Architecture) wurde 2003 von einer Gruppe von Automobilherstellern und Zulieferern gegründet. Ziel von Autosar ist es, eine gemeinsame Architektur und Standards für die Softwareentwicklung in der Automobilindustrie zu schaffen. Diese Standards sollen die Entwicklung, Integration und Wartung von Software in vernetzten Fahrzeugen erleichtern und damit die Qualität und Sicherheit der Software erhöhen. Mitglieder von Autosar sind Automobilhersteller und Zulieferer wie BMW, Bosch, Continental, Mercedes-Benz, Ford, General Motors, Toyota und Volkswagen.

Die Genivi Alliance wurde 2009 gegründet. Ihr Ziel ist es, eine Open-Source-Plattform für vernetzte Infotainmentsysteme in Fahrzeugen zu schaffen. Die Plattform soll es Automobilherstellern und Zulieferern ermöglichen, Funktionen wie Navigation, Medienwiedergabe und Kommunikation in ihre Fahrzeuge zu integrieren. Basis der Plattform sollen offene Standards und Technologien sein, um eine höhere Interoperabilität und Flexibilität zu ermöglichen. Zu den Mitgliedern der Genivi Alliance gehören führende Automobilhersteller und Zulieferer wie BMW, Mercdes-Benz, Ford, GM, Hyundai, Bosch, Continental und Harman.

Die Eclipse Foundation wurde 2004 gegründet. Ihr Themenspektrum geht über die Autoindustrie hinaus. Ihr Ziel ist es, eine offene, erweiterbare und interoperable Software-Entwicklungsplattform bereitzustellen, die von einer weltweiten Community unterstützt wird. Diese Plattform soll Entwicklern Werkzeuge, Frameworks und Infrastruktur zur Verfügung stellen, um qualitativ hochwertige Softwareprodukte effizienter und schneller zu entwickeln.

Im Automotive-Bereich hat die Eclipse Foundation unter anderem die Software Defined Vehicle Working Group gestartet, um die Entwicklung von Software und eingebetteten Systemen in der Automobilindustrie zu fördern.

Zu den Mitgliedern der Eclipse Foundation zählen Unternehmen wie IBM, Oracle, Red Hat, SAP, und Fujitsu. Aus der Autoindustrie zählen unter anderem Bosch, BMW, Mercedes-Benz, Ford, GM, Honda, Hyundai, Toyota, Volkswagen und Volvo dazu.

Was ist das Software Defined Car?

Beim Software-Defined Car wird die Fahrzeugarchitektur so gestaltet, dass sie auf einer leistungsfähigen, flexiblen und skalierbaren Softwareinfrastruktur basiert. Dadurch können Fahrzeugfunktionen und -dienste über Software-Updates aktualisiert und erweitert werden. Der Austausch von Hardware-Komponenten muss dann nicht mehr erfolgen. Das Konzept dahinter erfordert eine sichere und stabile Softwareinfrastruktur sowie klare Standards und Normen für die Integration und den Datenaustausch zwischen verschiedenen Fahrzeugkomponenten und -systemen.

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