Boschs cloudbasierte Echtzeit-Lösung Road Hazard Service

Der Road Hazard Service von Bosch warnt Fahrer frühzeitig vor möglichen Gefahren auf der Straße wie liegengebliebenen Fahrzeugen, Baustellen oder Falschfahrern. (Bild: Bosch)

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In Deutschland ereigneten sich laut Statista-Erhebungen im Jahr 2023 insgesamt mehr als 290.000 Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden. Das sind rund 2.200 mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der Straßenverkehrsunfälle mit Sachschaden stieg im Jahr 2023 auf rund 2,2 Millionen. Großes Potenzial diesem Aufwärtstrend entgegenzuwirken Unfällen sieht der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Anwendungen, die in unmittelbaren Gefahrensituationen eine schnellere Informationsübertragung ermöglichen. Durch eine Warnung des Fahrers oder Verbesserung der fahrzeugautonomen Funktionen, zum Beispiel der Notbremsung, mithilfe von V2X verspricht man sich mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Insbesondere Unfälle mit schweren Personenschäden, etwa beim Überholen auf Landstraßen, könnten hierdurch vermieden oder in ihren Folgen gemildert werden.

Diese Meinung teilen unter anderem einige Automobilzulieferer, die ebenfalls auf mehr Sicherheit im Straßenverkehr durch den Einsatz verschiedener Connectivity Use Cases hoffen. So zum Beispiel Zulieferer Bosch, der kürzlich eine cloudbasierte Anwendung mit dem Namen Road Hazard Service für den Nutzfahrzeugbereich ausrollte. Diese soll in Echtzeit Informationen über mögliche Gefahren auf der Route übertragen und so das Unfallrisiko erheblich mindern. Dazu gehören etwa Hinweise zu Unfällen, Falschfahrern, Starkregen oder Wind, liegengebliebenen Fahrzeugen oder eingeschränkter Sicht, etwa durch dichten Nebel. Seit Juni 2024 ist der Service laut Bosch millionenfach in der Pkw-Flotte eines führenden deutschen Automobilherstellers in Europa im Einsatz und hält nun auch Einzug in das Nutzfahrzeugsegment. Ab Dezember 2024 soll die Anwendung in ersten Lkw von Mercedes-Benz Trucks verfügbar sein.

So funktioniert der Road Hazard Service von Bosch

Kritische Straßenbedingungen analysiert Bosch auf Basis anonymisierter Daten aus einer weltweiten Kundenfahrzeugflotte von mehreren Millionen Fahrzeugen sowie von Drittanbietern wie Wetterdiensten oder Straßenbetreibern. Die Fahrzeuge in der mit dem Service ausgestatteten Flotte liefern verschiedene Informationen, darunter etwa lokale Außentemperatur, Aktivität der Scheibenwischer und Nebelschlussleuchten sowie Regeleingriffe des ESP-Schleuderschutzes oder Unfallmeldungen. Sind in der Flotte beispielsweise Fahrzeuge unterwegs, die den Scheibenwischer auf höchster Stufe eingestellt haben, gleicht der Service die Informationen zusätzlich mit denen ausgewählter Wetterdienste ab – zum Beispiel ob es regnet oder wie viele Millimeter Wasser auf der Fahrbahn verzeichnet werden. Ein Fusionsalgorithmus ermittelt dann, ob beispielsweise Gefahr für Aquaplaning besteht. Anschließend warnt der Service den Fahrer, sodass dieser seine Fahrgeschwindigkeit bei Bedarf reduzieren kann.

Der Road Hazard Service ist Bestandteil der Connected Map Services, also der vernetzten Kartenservices von Bosch, die mehr Sicherheit und Komfort ins Fahrzeug bringen sollen. Diese spielen laut Zulieferer eine wichtige Rolle für das zunehmend assistierte und automatisierte Fahren. Sie agieren als zusätzlicher Sensor, der weit über das Sichtfeld und die Reichweite von Radar- und Videosensoren hinausblickt und das automatisierte Fahrzeug auch bei schlechten Sichtverhältnissen mit relevanten Daten versorgt. Im Gegensatz zu nicht vernetzten Fahrzeugen würden solche mit vernetzten Kartenservices aus der Summe der Erfahrungen aller angebundenen Fahrzeuge profitieren, wodurch ein vorausschauendes Fahrverhalten ermöglicht werde.

ZF vernetzt hunderte Rettungsfahrzeuge mit Rescue Connect

An einem noch kritischeren Punkt setzt die Rescue Connect-Technologie von ZF an, die Einsatz- sowie Rettungskräfte in Europa vernetzt und digitalisiert. Rescue Connect vernetzt Rettungskräfte während ihres Einsatzes digital miteinander und stellt ihnen alle wichtigen Statusinformationen der eingesetzten Fahrzeuge und Ausrüstung in Echtzeit zur Verfügung. Die digitale Lösung ist speziell konzipiert für die Hersteller von Einsatzfahrzeugen, Rettungsequipment und einsatzspezifischer Software. Neben der Vernetzung von Rettungskräften untereinander ermöglicht der Service per V2X-Technologie mittlerweile auch die Anpassung von Ampelschaltungen oder die Verbreitung von Standortinformationen der Rettungsfahrzeuge an alle anderen Verkehrsteilnehmer. Letzteres nutzt ZF im Verbund mit autonomen Fahrtechnologien unter anderem zur automatischen Bildung von Rettungsgassen.

ZF Rescue Connect Flottenmanagement Dashboard
Das Dashboard des digitalen Flottenmanagements ZF Rescue Connect ist ein webbasiertes User-Interface, über das Rettungskräfte zum Beispiel auf Informationen wie die Live-Übersicht der Fahrzeuge abrufen können. (Bild: ZF)

Vorangetrieben wurde die Entwicklung der Anwendung hauptsächlich von Projektleiter Alexander Grupp. „Wenn sich Jugendliche treffen, ist es längst Usus, sich gegenseitig die Standorte zuzuschicken. Wenn dagegen Rettungsdienste zu einem Einsatz ausrücken, heißt es bei der digitalen Vernetzung fast immer: Fehlanzeige“, schreibt der Zulieferer in einem Artikel über die Entstehung von Rescue Connect. Grupp, der zunächst als Controller bei ZF tätig war und sich zeitgleich als ehrenamtlicher Helfer beim Roten Kreuz engagierte, erkannte dieses Problem und fand durch viel Eigeninitiative eine entsprechende Lösung.

„Ich habe Mitte 2019 begonnen, die Idee für ZF Rescue Connect zu entwickeln“, beschreibt der 37-Jährige sein Vorgehen. „Mein Ziel war es, eine Lösung zu finden, die alle Beteiligten eines Notfalleinsatzes, von den Einsatzkräften, Fahrzeugen und Ausrüstung bis hin zu Patienten und Patientinnen, vernetzt und mit Echtzeitdaten über die Lage informiert. Denn wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen, ist jede Minute entscheidend.“ Im Sommer 2023 wurde der Service dann offiziell auf dem Global Tech Day des Automobilzulieferers präsentiert und vernetzte nur wenig später bereits mehrere hunderte Fahrzeuge der Berliner Feuerwehr.

Continentals Connectivity Plattform geht in die zweite Runde

Auch bei Continental setzt man auf Connectivity, weshalb der Zulieferer auf der IAA Transportation 2024 in Hannover unter anderem die zweite Generation seiner Scalable Modular Connectivity Platform vorstellte. Diese dient als wichtige Basis sowohl für 4G/5G-Technologien als auch für Produkte, die auf eine reibungslose V2X-Kommunikation angewiesen sind. „Die Connectivity ist ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Auto selbst und seiner Außenwelt", erklärt Johannes Heinstadt, Product Manager bei Continental.

Des Weiteren, erläutert er, läge der Fokus für die zweite Generation der Technologie auf einer möglichst geringen Latenz während die Vorgängerversion eher auf maximale Bandbreite setze. Für die nächsten Releases kündigt Heinstadt zudem Satellitenkommunikation zur zusätzlichen Absicherung an. Neben zahlreichen Diagnoseprozessen von Reifen bis Kühlmittel ermöglicht die Scalable Modular Connectivity Platform auch den automatischen Notruf (eCall), der seit 2018 für neue Modelle gesetzlich vorgeschrieben ist. Zudem bringt sie eine neue Software für Telematik-Anwendungen ins Fahrzeug.

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