
Song Lin (r.) ist DevOps-Engineer bei Continental und macht weit mehr, als nur Software zu entwickeln. (Bild: Continental / Collage)
Klar ist, dass das Auto – wie ein Smartphone – mittlerweile Teil des digitalen Lifestyles ist – oder sein kann. Es ist Teil unseres Informations-, Unterhaltungs- und Dienstleistungsnetzwerkes. Und wird dabei immer autonomer agieren. Ebenso klar ist, dass das softwaredefinierte Fahrzeug keine bald wieder verblassende Trendvokabel ist, sondern exakt den Kern der Fahrzeugentwicklung beschreibt.
Für OEMs und Zulieferer wird Inhouse-Softwareentwicklung zum wettbewerbsentscheidenden Faktor. Dabei heißt es: Komplexität beherrschen, künstliche Intelligenz nutzen, schnell sein. Dafür braucht es Menschen wie Song Lin. Er ist Senior DevOps-Data Engineer bei Continental Automotive.
Warum DevOps-Arbeit mehr als Programmieren ist
„Als DevOps-Engineer in dem AI and Data Team bin ich verantwortlich für die Integration und Automatisierung von Entwicklungs- und Betriebsprozessen in AI-Projekten“, erklärt Lin. Nüchtern betrachtet, sind Lin und seine Kollegen Coder. Doch die Art ihrer Arbeitsweise und ihr Blick auf das große Ganze unterscheidet sie von reinen Programmierern – deren Halbwertzeit aufgrund des KI-Siegeszuges geringer werden könnte.
Das Prinzip von DevOps verbindet das Development (Entwicklung) mit Operations (Betrieb) in einem Team. Keine Silos, die den Softwareentwicklungsprozess unnötig verlangsamen und fehleranfällig machen würden. Auf dem Weg zum vollvernetzten, autonomen Fahrzeug kann die Automobilbranche keine Umwege fahren – Leute wie Lin sorgen für kurze Entwicklungszyklen, so dass man wesentlich schneller auf Marktanforderungen reagieren kann.
Zu Lins Job zählt vor allem die kontinuierliche Weiterentwicklung und Optimierung von Software und die umgehende Behebung von Problemen im Umgang mit dieser sowie die Dokumentation von Entwicklungs- und Betriebsprozessen – ein Job, der bei vernetzten Fahrzeugen sehr schnell komplex wird. Fachlicher formuliert es Lin: „Meine Hauptaufgaben umfassen die Konzeptionierung von CI/CD-Pipelines (continuous integration and continuous delivery, Red.) in der Entwicklung, die Anwendung von Überwachungsmechanismen zur Applikationsleistung und die Sicherstellung der Sicherheit und Skalierbarkeit unserer Applikationen und Infrastruktur.“
Auch wenn ein gewisser Teil der Arbeit mittlerweile automatisiert abläuft, etwa das Testing, bei dem automatisiert im Code nach Bugs gesucht wird, ist der Job herausfordernd, weil die DevOps-Ingenieure eben nicht nur Code-Zeilen schrubben, sondern alle möglichen Anforderungen aus etlichen Abteilungen abbilden müssen.
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So sieht der Berufsalltag des DevOps-Engineer aus
„Die Position des DevOps-Engineers wurde vor etwa einem Jahrzehnt kreiert, als die Notwendigkeit für eine engere Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Unternehmen erkannt wurde“, erklärt Lin, „In der Automobilindustrie hat sich diese Rolle in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und ist heute unverzichtbar.“ Zu Lins Meilensteinen zählt unter anderem, dass es bei Continental integrierte Sicherheits- und Compliance-Scans gibt wie auch automatisierte Tests und Infrastructure-As-Code.
Langeweile kommt bei Lin jedenfalls nicht auf: „Mein Berufsalltag ist sehr abwechslungsreich. Ich beginne oft mit Meetings mit Kollegen aus Indien, Rumänien und anderen Standorten in Deutschland“, berichtet er, „Die Kommunikation mit geographisch weit verstreuten Teams ist ein wichtiger Bestandteil meines Tages.“ Dann geht es unter anderem daran, Scanlogs und Sicherheitsalerts zu bearbeiten oder um den Review von Cybersecurity-Standards sowie die Analyse von, wie Lin sagt, „Kostenanomalien“.
„Besonders spannend an meiner Aufgabe ist die schnelle Entwicklung und Integration neuer Technologien“, erklärt Lin, „Es ist faszinierend zu sehen, wie KI-Lösungen die Automobilindustrie revolutionieren und wie unsere Arbeit Innovation unterstützen und auch hervorbringen können.“ Überraschend sei oft die Komplexität der Systeme und die Herausforderungen, die mit der Integration von Software in Compliance-kritischen Umgebungen verbunden sind, wie beispielsweise dem EU AI Act.
„Einer meiner größten Erfolge war die erfolgreiche Implementierung einer robusten CI/CD-Pipeline, die den Entwicklungszyklus signifikant automatisiert und die Qualität unserer Softwareprodukte verbessert hat“, erzählt der DevOps-Engineer, „Außerdem bin ich stolz darauf, dass wir durch unsere Arbeit den Aufwand für das Ausrollen in neuen Applikationen deutlich reduzieren konnten.“
Diese Qualifikationen sollte man mitbringen
Song Lin hat Informatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) studiert und war dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschung tätig. Danach hat er als Berater bei der Technologieberatung Accenture gearbeitet. „Ich bin seit 2016 bei Continental, habe verschiedene Zertifizierungen erworben und mich kontinuierlich weitergebildet, um meine Fähigkeiten zu erweitern“, sagt Lin.
Aspiranten auf den Job als DevOps-Engineer rät er: „Man sollte ein tiefes Verständnis für Cloud-Dienste, Skript- und Programmiersprachen wie Python und Bash, sowie Erfahrung mit Container-Technologien wie Docker und Orchestrierungstools wie Kubernetes mitbringen.“ Ein Studium der Informatik oder einer verwandten Disziplin sei sinnvoll, ebenso wie praktische Erfahrung in der Softwareentwicklung. Lin: „Kontinuierliche Weiterbildung und Zertifizierungen sind ebenfalls wichtig, um sich in diesem Job weiterzuentwickeln. Und möglicherweise eine gewisse Experimentier- und Spielfreude, die über den Berufsalltag hinaus reicht: Lin, Vater von zwei Söhnen, widmet sich in seiner Freizeit gern kleineren KI-Projekten. „Ich habe mein eigenes ChatGPT aufgebaut und die Webseite mittels CI/CD-Pipelines gehostet“, erzählt er.
Wenn man entsprechende Skills mitbringt, scheint es keine schlechte Idee zu sein, sich beruflich in diese Richtung zu entwickeln: „Die Automobilindustrie wird immer stärker von Softwarelösungen geprägt werden, und die Nachfrage nach DevOps-Engineers wird weiter steigen“, ist sich Lin sicher, „Diese Rolle wird immer wichtiger, wenn immer mehr produktive Ansätze von Softwarelösungen erwartet werden.“